Der Lack ist ab! Im alltäglichen Sprachgebrauch ist dieser Ausspruch eher negativ konnotiert. Wer jedoch seine Wohnung im beliebten Shabby Chic einrichten möchte, nimmt Möbel, deren Farbe langsam, aber sicher abblättert, mit Kusshand entgegen. Schließlich setzt dieser Einrichtungstrend auf Dinge mit sichtbaren Makeln und Gebrauchsspuren. Perfekt unperfekt lautet deshalb das Motto. Ob Tapeten, Schränke, Sofas oder Lampen: Machen sie den Anschein, als könnten sie aus der ersten eigenen Wohnung der Großeltern stammen, eignen sie sich ideal für den gewünschten Look.
Auch wenn „shabby“ übersetzt „schäbig“ heißt, macht dieser Einrichtungsstil richtig etwas her – sofern er gut umgesetzt ist. Entscheidend ist, dass das gesamte Ambiente nicht ausschließlich abgewetzt, sondern zeitgleich eben auch gut aussieht. Im Folgenden geben wir einige Tipps, wie das am besten gelingt.
GUT ZU WISSEN: Der Einrichtungsstil Shabby Chic geht auf die britische Innenarchitektin Rachel Ashwell zurück. Bereits als Kind liebt sie Flohmärkte und Second-Hand-Läden. Womöglich kommt diese Liebe zu alten Dingen durch ihre Eltern: Ihr Vater war Antiquitätenhändler, ihre Mutter brachte kaputte Puppen und Teddybären wieder in Schuss. Die Britin betreibt einen eigenen Shabby-Chic-Online-Shop.
Große Motive, aufwendige Muster: Was viele womöglich noch aus der Wohnung ihrer Großeltern kennen, kommt in einem Shabby-Chic-Zuhause zu neuem Ruhm. In welchen Räumen die Tapeten kleben, bleibt jedem selbst überlassen. Da dieser Wandschmuck jedoch oft etwas unruhig wirkt, empfiehlt er sich eher für Räume, in denen in der Regel nicht allzu viele Dekoartikel herumstehen – zum Beispiel im Badezimmer oder als optisches Highlight über dem Herd in der Küche. Wer es etwas schlichter mag, kann auf Tapeten in Holz- oder Steinoptik setzen. Alternativ passen solche mit feiner Struktur in Silber oder Kupfer zum Einrichtungsstil.
Hinsichtlich der Farbgebung setzt der Shabby Chic auf Pastelltöne sowie gedeckte und matte Farben, knallige Akzente sind eher selten zu finden. Grundsätzlich bestimmen Farbtöne wie Weiß, Creme, Beige, Braun und Grau das Gesamtbild. Das Gleiche gilt für Textilien: Sie sind farblich nicht sonderlich auffällig. Was die Muster betrifft, waren diese schon vor mehreren Jahrzehnten modern. Vorhänge, Kissen und Tischdecken, die diese Kriterien erfüllen, sorgen für ein gemütliches und stilechtes Ambiente. Perfekte Materialien sind Samt und Seide. Selbstgehäkelte Kissenbezüge fügen sich jedoch ebenso gut in die Umgebung ein.
Bei der Dekoration ist Liebe zum Detail gefragt. Spätestens jetzt kommt nämlich die Romantik ins Spiel: Verschnörkelte, mit Kristallen behangene Kronleuchter, verspielte Bilderrahmen aus Holz oder Keramik, das gute alte Goldrandgeschirr – all das findet im Shabby Chic neue Anerkennung. Auch große Blumenarrangements, beispielsweise aus Pfingstrosen, passen ideal ins Ambiente.
Für eine Wohnung im Shabby Chic gilt die Redewendung: „Je oller, desto doller“. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Einrichtungsgegenstände tatsächlich sehr alt sein müssen, die Hauptsache ist: sie wirken so. Das ist ein entscheidender Unterschied zum Vintage-Stil, der Liebhaber von wirklich alten, aber gut erhaltenen Stücken auf den Plan ruft.
Für einen authentischen Shabby-Chic-Look sehen Möbel im Idealfall nicht nur designtechnisch aus, als hätten sie schon einige Jahre auf dem Buckel, sondern weisen auch diverse Gebrauchsspuren auf. Ein Kratzer in der Tür des massiven Holzschranks ist ebenso authentisch wie ein Riss in der gepolsterten Sitzfläche des Küchenstuhls. Um solche Schätze zu ergattern, muss niemand die Kellerräume der Großeltern durchforsten oder morgens um 5 Uhr auf dem Flohmarkt seine Kreise ziehen. Wer eine Leidenschaft fürs Trödeln oder Stöbern hegt und einen Tisch, Schrank oder Spiegel in seiner Wohnung haben möchte, der schon viel durchgemacht hat, kann auf diese Weise natürlich auf echte Raritäten stoßen. Der wohl etwas schnellere und einfachere Weg führt über den Online- oder Einzelhandel: Dort sind nämlich inzwischen unzählige auf alt getrimmte Möbel erhältlich. Schließlich haben viele Hersteller den Shabby Chic als echten Trend erkannt und aufgegriffen. Authentisch ist der Look allerdings nur dann, wenn es sich um Einrichtungsgegenstände handelt, die auch von der Formgebung ins Ambiente passen. Ein Dielenschrank im klassischen Design passt beispielsweise wesentlich besser ins Bild als ein modern geschnittener Schwebetürenschrank – auch wenn dieser mit gängigen Tricks optisch älter gemacht wurde.
Die Einbindung eines weißen Holzfußbodens ist ganz typisch für den Kult, die Einrichtung der eigenen vier Wände auf alt und gebraucht zu trimmen. Das Longlife-Parkett Eiche harmonisch polarweiß von MEISTER passt beispielsweise hervorragend in eine Wohnung im Shabby-Chic-Stil. Alternativ funktioniert auch eine dunklere Bodenfarbe. Der Lindura-Holzboden Eiche authentic white washed 8742 ist ebenfalls gut geeignet, da durch die unregelmäßige Farbverteilung automatisch ein Used-Look entsteht. Unabhängig von der Farbe handelt es sich idealerweise um einen Boden aus Holz oder zumindest in entsprechender Optik. Die Breite der Fugen darf gern etwas unregelmäßiger sein, ebenso die Sortierung und Struktur des Holzes. Wer es kontrastreicher mag, kann stattdessen auf einen Designboden in moderner Betonoptik setzen.
Der Shabby Chic eignet sich auch hervorragend zur Kombination mit anderen Einrichtungsstilen. Äußerst spannend ist der Mix mit dem Industrial Style oder dem Modern Style. Im Kontext dieser beiden geradlinigen und cleanen Einrichtungsweisen fallen die verspielten und abgenutzt wirkenden Gegenstände ganz besonders ins Auge. So kann zum Beispiel eine Kommode im Shabby-Chic-Look zum absoluten Blickfang werden, wenn sie neben einem schwarzen Designer-Sofa steht. Ein Schrank, dessen pastellgrüne Lackierung bereits abblättert, setzt zwischen einer hochmodernen Kücheneinrichtung einen ungewöhnlichen visuellen Höhepunkt. Und in einer industriell eingerichteten Wohnung schafft ein mit Kristallen behangener Kronleuchter einen wunderbar interessanten Kontrast.